Reaktionszeiten von Wasserpflanzen im Aquarium
Wie schnell reagieren Aquarienpflanzen?

Eine oft gestellte Frage unter Pflanzenaquarianern ist, wie lange Wasserpflanzen brauchen, bis sie auf gewisse Dinge reagieren. Das kann zum Beispiel eine Veränderung in der Düngung sein. Wir erklären euch in diesem Beitrag, wie man die zeitliche Reaktion von Wasserpflanzen gut einschätzen kann.

Mobile und immobile Nährstoffe

Grundsätzlich gilt es hier, auf die verschiedenen Arten der Nährstoffe Rücksicht zu nehmen. In der Botanik (in erster Linie bei Landpflanzen) unterscheidet man hier zwischen mobilen und immobilen Nährelementen. Es kommt also darauf an, wie die Nährstoffe in den Pflanzen transportiert werden. In Bezug auf Mangelerscheinungen kann dies eine wichtige Rolle spielen. Mobile Nährstoffe sind diese, welche die Pflanze bei Bedarf innerhalb des System relativ gut transportieren kann. Entsteht ein Nährstoffmangel, werden die benötigten Elemente aus den älteren Blättern abtransportiert und zu den jungen Bestandteilen der Pflanze gebracht. Daraus folgt dann vor allem eine Mangelerscheinung bei den älteren Blättern, die dann an den jungen Trieben aber erst einmal nicht zu sehen ist. Zu den mobilen Nährstoffen gehören zum Beispiel Stickstoff (N) in Nitrat-Form, Phosphor (P) als Phosphat, Kalium (K) und Magnesium (Mg). Dies sind die wichtigsten Makronährstoffe für Wasserpflanzen. Aber auch Mikroelemente wie Chlor (Cl), Zink (Zn) und Molybdän (Mo) zählen zu den mobilen Nährstoffen.

Immobile Nährstoffe sind zum Beispiel sind Calcium (Ca), Schwefel (S), Eisen (Fe), Bor (B) und Kupfer (Cu). Vor allen Dingen das wichtige Eisen spielt für Wasserpflanzen hier eine wichtige Rolle. Immobile Nährelemente kann die Pflanze eher relativ schlecht dahin transportieren, wo diese Stoffe benötigt werden. Von daher zeigt sich zum Beispiel ein Mangel an Eisen dann an den jungen Neuaustrieben der Pflanze, nicht so stark an älteren Blättern. Bei immobilen Nährstoffen zeigt sich daher eine recht kurze Reaktionszeit. Die Pflanze reagiert relativ schnell auf einen Mangel durch eine Wuchsstörung. Bei mobilen Nährstoffen kann man annehmen, dass diese Reaktionszeit etwas länger dauert.

Schäden an jungen Blättern durch fehlende immobile Nährstoffe lassen sich dann auch relativ schnell wieder beseitigen. Chlorosen, die durch Eisenmangel entstanden sind, kann man bei angepasster Düngung in ein paar Tagen wieder entfernt bekommen. Die blassen Blätter bekommen dann wieder eine gesunde grüne Farbe. Schäden, welche durch mobile Nährstoffe hervorgerufen wurden, treten in erster Linie an älteren Blättern auf. Deren Gesundheit wird man durch eine Düngeoptimierung nur selten wieder optimieren können. Hier gilt es dann eher, den späteren Neuzuwachs der Pflanze zu beurteilen, vor allem, wenn dieser dann etwas älter wird.

Art der Wasserpflanze

Anubias barteri var. nana

Auch die Art beziehungsweise Sorte einer Aquarienpflanze spielt hierbei eine wesentliche Rolle. So gibt es sogenannte Schattenpflanzen, welche wenig Licht benötigen, aber auch sehr langsam wachsend sind. Dazu gehören zum Beispiel Anubien (siehe Foto oben), Moose, Farne oder Wasserkelche. Deren Stoffwechsel ist einfach sehr langsam, ein bestimmter Nährstoffmangel oder eine Verbesserung der Nährstoffsituation zeigt sich hier dementsprechend nach einem längeren Zeitraum. Anders können hier schnellwüchsige Stängelpflanzen oder Bodendecker sein. Diese haben einen hohen Stoffwechsel und müssen mitunter alle zwei Wochen zurückgeschnitten werden, weil sie sich so schnell ausbreiten. Diese Pflanzen reagieren entsprechend schnell auf eine Änderung des Nährstoffhaushaltes. Man kann sich dies auch zu Nutze machen und die am schnellsten wachsende Stängelpflanze als sogenannte Zeigerpflanze in seinem Aquarium definieren. Diese Pflanze zeigt dann als Erste Wuchsänderungen wie Mangelerscheinungen an. Somit kann der Aquarianer schnell darauf reagieren und die Düngung anpassen, bevor es dann zu Wuchsschäden an anderen Aquarienpflanzen kommt. Beliebt hierfür ist zum Beispiel die Heteranthera zosterifolia, da sie auch recht große Blätter hat und wunderbar einen Eisenmangel aufzeigen kann (helle bis blasse Triebspitzen).

Heteranthera zosterifolia

Sonderrolle CO2

Liegt eine CO2-Anlage vor oder nicht? Dieser Unterschied kann in punkto Pflanzenwuchs und somit auch Reaktionszeit einen riesigen Unterschied ausmachen. Fehlt oder mangelt es an Kohlenstoff, kann dies den gesamten Stoffwechsel sämtlicher Pflanzen im Aquarium deutlich verlangsamen. Davon betroffen sind dann nicht nur schnellwachsenden Stängelpflanzen, sondern auch zum Beispiel Moose oder Wasserkelche. Selbst deren Wuchstempo ist ohne CO2 dann deutlich langsamer. Insofern sollte der Aquarianer sich bei einer fehlenden CO2-Anlage auf sehr langsame Reaktionszeiten einstellen. Je nach Pflanzen-Art können hier dann durchaus einige lange Wochen oder gar Monate ins Land ziehen.

Erfahrungswerte

Betrachtet man ein normales Pflanzenaquarium mit genügend Licht (mindestens 30 Lumen pro Litern), ausreichend Flüssigdüngung und einer Kohlenstoffdüngung für einen gemischten artenreichen Pflanzenbestand als Standard, so kann man im Schnitt von einer Reaktionszeit von etwa drei Wochen ausgehen. In der Regel brauchen Wasserpflanzen solch einen Zeitraum unter den oben genannten Bedingungen, bis sie sichtbar auf eine Nährstoffoptimierung reagieren. Teilweise kann das auch schneller gehen (etwa bei Eisen), aber den Zeitraum von drei Wochen kann man gerne abwarten, bis man weitere Schritte unternimmt. So haben dann auch Pflanzen mit langsamem Stoffwechsel Zeit, auf Veränderungen zu reagieren. Ist ein schwerwiegender Nährstoffmangel eingetreten (etwa Kohlenstoffmangel für mehrere Wochen), benötigen die Aquarienpflanzen auch diese Zeit, um sich von dem Schaden erstmal zu erholen und ihre Speicher aufzufüllen.

Deutlich langsamer kann die Reaktionszeit sein, wenn das technische Setup oder der Pflanzenbestand von unserem Standardbeispiel abweicht. Dies gilt insbesondere für eine fehlende CO2-Anlage, wenig Licht oder einem Pflanzenbestand, der nur aus Schattenpflanzen besteht.