Infusorien als feines Lebendfutter
Natürliches Erstfutter für kleinste Fischlarven

Bildrechte für das Headerfoto: Frank Fox über Wikimedia Commons, Quellennachweis, Lizenz: CC BY SA 3.0 DE. Das Foto zeigt ein Wimperntierchen.

Unter Infusorien versteht man eine Mischung von einzelligen und kleinen mehrzelligen Lebewesen, auch Protisten genannt, die aufgrund ihrer kleinen Größe gut zum Füttern von winzigen Fischlarven taugen. Dabei sind Infusorien, Heutierchen oder Aufgusstierchen keine fest definierte Art, sondern man versteht darunter eine Mischung unterschiedlicher Mikroorganismen, die in einem Aufguss (lateinisch Infusum) von Heu etc. auftreten. Zu ihnen gehören Flagellaten, Amöben, Wimperntierchen (Ciliaten) wie Rädertierchen oder Pantoffeltierchen und viele andere.

Einige Infusorien kann man - wenn man genau hinschaut - sogar mit bloßem Auge wahrnehmen. Diese winzigen weißlichen Punkte treten in Wolken auf, wenn die Nährstoffdichte im Medium hoch ist und sich die Infusorien daher gut vermehren können.

Infusorien vermehren sich ungeschlechtlich durch Teilung. Finden sie viele Nährstoffe vor und ist die Wassertemperatur in einem für sie angenehmen Bereich, finden täglich mehrmals Zellteilungen statt. Die Mischung der Arten bei den Infusorien kann sich verschieben, wenn sich die Bedingungen ändern.

Infusorien bewegen sich im Wasser schwebend fort. Die Wimperntierchen und Flagellaten unter ihnen sind geschickte Schwimmer, andere wie Amöben kriechen eher.

Infusorien als Aufzuchtfutter für Fischlarven

Infusorien sind das perfekte Anfangsfutter für Fischlarven, die zu klein sind, als dass sie schon Artemianauplien bewältigen könnten. Aber auch Nanofische sind begeisterte Infusorienfresser. Infusorien bringen alle Nährstoffe mit, die die Kleinen brauchen. Auch in der Natur fungieren Aufgusstierchen oder Infusorien als Erstfutter für kleine Fischlarven und auch für Kleinfische.

Auch in einem laufenden Aquarium kommen diese Aufgusstierchen in mehr oder weniger hohen Dichten vor. Dort fressen sie noch kleinere Mikroorganismen wie Bakterien und Hefen. Sieht man Wolken von Infusorien im Aquarium, ist dies übrigens ein Warnzeichen, das auf eine hohe Bakteriendichte im Aquarienwasser hindeutet! Hier sollte man dringend Wasser wechseln und die Aquarienhygiene erhöhen.

Zieht man nur wenige Fischlarven groß, finden sie meist ausreichend Infusorien im Aquarium, auch ohne dass man gezielt zufüttert. Züchtet man jedoch Fische in größeren Mengen oder hat man sie in einem erst kürzlich aufgesetzten Aufzuchtbecken, muss man sie zufüttern. Ein Aufguss mit Infusorien ist praktisch ein Muss, wenn man Fischarten mit sehr kleinen Larven züchtet.

Wie kommt man an Infusorien?

Einen Ansatz Infusorien erhält man entweder im Fachhandel - beispielsweise Hobby Protogen - oder von anderen Aquarianern.
Auch ein Heuaufguss ist ein Weg, Infusorien anzuzüchten. Hierfür gibt man abgestandenes Leitungswasser (kein Aquarienwasser, damit eventuelle Krankheitserreger nicht weitergetragen werden) in einen Behälter mit ca. 3-5 Litern Volumen und gibt einfach einen Handvoll Heu oder klein geschnittene Bio-Bananenschalen hinzu. Nach 4-5 Tagen an einem warmen Ort müsste man schon feine weißliche Wolken von Mikroorganismen sehen. Die Kultur lässt sich mit wenigenTropfen Dosenmilch weiter füttern. Dieser Ansatz kann etwas riechen. Der Geruch ist weniger stark, wenn man den Ansatz extensiv laufen lässt und nur mit Bananenschale nachfüttert statt mit Dosenmilch.

Infusorien vermehren

Einen gut laufenden Ansatz Infusorien kann man auf zwei größere Gläser aufteilen und mit abgestandenem, zuvor abgekochtem Wasser auffüllen.

Infusorien füttern

Infusorien ernähren sich von Einzellern wie Bakterien, Hefen und anderen kleinen Mikroorganismen. Man kann sie entweder direkt mit aufgeschlämmter Trockenhefe füttern oder die Bildung von Bakterien fördern. Das geschieht entweder durch Einfach- und Mehrfachzucker im Heu oder in den Bananenschalen oder durch die Zugabe von wenigen Tropfen Dosenmilch.

Einen extensiv gefütterten Ansatz pflegt man folgendermaßen: Alle zwei Wochen legt man ein oder mehrere kleine Stücke Bio Bananenschale, kleine getrocknete Apfelstücke oder andere zuckerhaltige getrocknete Fruchtstücke dazu. Ihr Nährstoffgehalt reicht schon aus, um die Vermehrung von Bakterien im Infusorien-Ansatz anzuregen und die Infusorien so mit Futter zu versorgen.

Infusorien verfüttern

Die Gewinnung der wirklich winzigen Infusorien ist ein bisschen knifflig, weil man vermeiden sollte, Wasser aus dem doch recht stark verkeimten Ansatz zu den Jungfischen ins Aquarium einzubringen. Die Einzeller lassen sich entweder mit Hilfe eines Feinsiebes mit einer Maschenweite von maximal 20-35 µm abseihen. Vor dem Verfüttern werden sie kurz unter fließendem Wasser abgespült. Eine andere Methode ist es, den Ansatz für die Entnahme der Infusorien in eine Flasche mit engem Hals zu füllen. Das Wasser sollte bis zur Hälfte des Flaschenhalses gehen. Er wird dann locker mit etwas Watte verstopft. Über die Watte füllt man abgekochtes kaltes Wasser. Mit der Zeit entsteht in der Flasche ein Sauerstoffmangel, und die Infusorien wandern nach und nach durch die Watte nach oben, wo man sie mit einer Spritze ohne Kanüle entnehmen kann. Die Flaschenmethode dauert allerdings eine Weile und erfordert etwas Geduld.