Aquarienfische richtig fotografieren
Wichtige Tipps für gute Fischfotos

Jeder Aquarienbesitzer freut sich natürlich darüber, wenn er seine geschätzten Zierfische, Garnelen oder Schnecken auf hübschen Fotos ablichten kann, egal, ob sie nun ein einem Süßwasser- oder Meerwasseraquarium leben. Heute sind die technischen Voraussetzungen mit den Kameras der Smartphones oder anderen Digitalkameras für diese Zwecke sehr gut. Dennoch ist es gar nicht so einfach, insbesondere sich schnell bewegende Aquarientiere gekonnt zu fotografieren. Wir geben hier wichtige Tipps für tolle Bilder eurer Tiere im Aquarium.

Grundsätzliches zur Aquarienfotografie

In unserem Grundlagenartikel "Ein Aquarium fotografieren, Teil 1" haben wir bereits einige wichtige Aspekte zum Anfertigen von Bildern eines Aquariums beleuchtet. Auch wenn dort eher komplette Frontal-Aufnahmen der Aquariengestaltung im Vordergrund stehen, so gelten gewisse Voraussetzungen natürlich auch für die Fischfotografie im Sinne eines Porträts. Diese fassen wir noch einmal wie folgt zusammen:

Kameraposition

Gestauchtes Foto

Da vor allem die Aquarienglasscheiben bei schrägem Winkel stark verzerren können, empfiehlt es sich, Fische im Aquarium möglichst gerade von vorne zu fotografieren. Die Kamera sollte möglichst in einem rechten Winkel zur Frontscheibe ausgerichtet sein.
Die Befestigung auf einem Stativ sorgt zudem für weniger Verwackler und eine beständige Position. Auch die Verwendung eines Fernauslösers ist hierfür empfehlenswert und sorgt für schärfere Fotos. Es lohnt sich ungemein, die Scheiben des Aquariums vor dem Fotografieren sowohl von innen als auch von außen entsprechend zu reinigen, damit keine störenden Kleinstobjekte wie Algen oder Wasserflecken auf dem Bild landen.

Raum abdunkeln

Raum abgedunkelt

Nichts ist störender als Lichtreflektionen auf dem Aquarienglas oder Spiegelungen, die dann auf den Bildern zu sehen sind. Oft sind diese Störfaktoren auf den ersten Blick auf einem Foto nicht zu sehen, sondern fallen erst später bei genauerer Betrachtung oder bei der Bildbearbeitung auf. Um diese Fehlerquellen zu minimieren, sollte der Raum, in dem das Aquarium steht, für das Foto möglichst gut abgedunkelt sein, was den Tageslichteinfall auf ein Minimum reduziert. Helle, das Licht reflektierende Objekte, die hinter dem Fotografen und auf der gegenüberliegenden Seite des Aquariums stehen, sollte möglichst entfernt oder durch dunkle Tücher abgedunkelt werden. Teilweise können dies sogar echt kleine Dinge sein, wie etwa die Haut des Fotografen, eine metallische Türklinke im Hintergrund oder gar der helle Hersteller-Schriftzug auf dem Objektiv oder der Kamera. Insofern empfiehlt es sich, wenn man beim Aquarium-Fotografieren möglichst schwarze, lange Kleidung trägt und erst einmal Testfotos schießt. Diese werden auf einem größeren Display als dem der Kamera betrachtet. So kann man nach potentiellen Lichtstörfaktoren suchen und dann notfalls Korrekturen im Raum vornehmen.

Richtig blitzen

interner Blitz

Grundsätzlich ist es nicht schlecht, mit mehr Licht und somit auch einem Kamerablitz zu arbeiten. Viele Digitalkameras und auch Smartphones besitzen bereits integrierte Blitze. Fotografiert man im Automatikmodus, entscheidet das Gerät nach einer Lichtmessung selbst, ob es den Blitz auslösen soll oder nicht. Für die Aquarienfotografie und somit auch das Abbilden von Fischen ist solch ein interner Kamerablitz leider nicht geeignet. Die Frontscheibe des Aquariums wirft das Licht in einer deutlich sichtbaren Reflexion zurück. Wenn möglich, sollte daher der kamerainterne Blitz manuell deaktiviert werden. Deutlich besser geeignet für die Fischfotografie ist das entkoppelte Blitzen. Hier wird ein externes Blitzgerät mittels eines Kabels oder per Infrarotsignal angesteuert und kann daher losgelöst von der Kameraposition aufgestellt werden. Idealerweise wird solch ein Blitz für unsere Zwecke mit Hilfe eines Stativs über dem Aquarium installiert, so dass das Licht von oben auf das Objekt treffen kann. Für diese Vorgehensweise sind allerdings auch entsprechend dafür ausgelegte Digitalkameras notwendig.

externer Blitz

Gute Kameraeinstellungen für die Fischfotografie

Bevor man ein Foto aufnimmt, lassen sich bei einer Digitalkamera verschiedene Parameter einstellen. Wir geben hier ein paar Tipps, damit die Fischporträts oder gar Makro-Fotografien gut gelingen.

RAW oder JPG?

Hiermit wird festgelegt, in welchen Format die Digitalkamera die Bilddatei abspeichert. Eine RAW-Datei ist zwar recht groß, es lassen sich aber in der Bildbearbeitung viele Parameter wie Farbtemperatur und Belichtung wesentlich besser einstellen und verändern als im JPG-Format. Nachteil beim JPG: Jegliche Änderungen in der Bildbearbeitung werden hier als nicht mehr abänderbar gespeichert Möchte man Dinge rückgängig machen oder neu anpassen, ist dies nur schwer bis gar nicht möglich. Hier liegt noch ein Vorteil des RAW-Formats, bei dem sich sämtliche Parameter zurücksetzen und ändern lassen, ohne große Nachteile für die Bildqualität zu liefern. Für den ambitionierten Fotografen ist daher das RAW-Format unbedingt zu empfehlen, für schnelle Schnappschüsse ohne viel Aufwand kann auf das JPG-Format zurückgegriffen werden.

Weißabgleich

Über den Weißabgleich lässt sich die Farbtemperatur einstellen. Diese gibt wieder, ob ein Licht eher kühlweiß, neutral oder warmweiß wirkt. Dazwischen sind mitunter noch kleinere Abstufungen vorhanden. Letzen Endes bleibt die Farbtemperatur die Wahl des Fotografen. Er entscheidet, in welcher Lichtstimmung das Foto entstehen soll. Bei der Fotografie von Aquarienfischen kann man sich hier beispielsweise an den Lichtverhältnissen in den natürlichen Habitaten orientieren. Warmweiß lässt sich prima als Einstellung für südamerikanische Tiere aus dem Amazonas verwenden, kühlweiß eignet sich dagegen zum Beispiel für afrikanische Buntbarsche oder für den Meerwasserbereich. Verwendet man sowieso das RAW-Format, kann man die Farbeinstellung auch später vollkommen verlustfrei in der Nachbearbeitung des Bildes festlegen. Viele Kameras verfügen ohnehin über einen automatischen Weißabgleich (AWB), der oft sehr zuverlässig die vorhandenen Lichtverhältnisse analysiert und darauf hin eine passende Farbtemperatur auswählt.

Belichtungszeit, Blende und ISO

In der Fotografie sind spielen die Parameter Verschlusszeit, Öffnung der Blende und die eingestellte ISO eine wichtige Rolle. Sie sind teilweise auch miteinander verknüpft. Hier nun zunächst ein kurzer Überblick, worum es sich denn hierbei eigentlich handelt:

  • ISO-Wert: Dieser Wert (beginnend bei 100) beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors einer Digitalkamera. Je höher der Wert, desto lichtempfindlicher wird der Bildsensor. Höhere ISO-Zahlen eignen sich zum Beispiel dazu, in einer dunklen Umgebung dennoch hellere Fotos zu erzeugen. Die Maximalgrenze des ISO-Wertes und deren Beeinflussung ist kameraabhängig. Ein großer Nachteil ist das stärkere Bildrauschen bei einer höheren ISO-Lichtempfindlichkeit. Hierbei kommt es zu einer stärkeren Verpixelung der Bilder, Kontrast und Schärfe nehmen ab.
  • Belichtungszeit: Mit der Belichtungszeit oder Verschlusszeit ist die Zeitspanne gemeint, während der der Sensor einer Digitalkamera dem Licht ausgesetzt wird, um ein Foto zu schießen. Die Belichtungszeiten beziehen sich dabei auf die Einheit Sekunde. Da sich Fische im Aquarium mitunter schnell bewegen, braucht man eine recht kurze Verschlusszeit (zum Beispiel 1/100 s), um sie wirklich scharf abzubilden. Ansonsten kommt es aufgrund der sogenannten Bewegungsunschärfe zu verwackelten Aufnahmen. Allerdings: eine kurze Belichtungszeit sorgt auch für dunklere Bilder, da aufgrund des geringen Zeitraumes mitunter nicht genügend Licht auf den Bildsensor trifft. Diesen Umstand kann man aber durch eine höhere ISO-Zahl, eine andere Blendeneinstellung oder aber durch stärkere externe Lichtquellen (zum Beispiel Blitz) wieder ausgleichen.
  • Blende:Mit dem F-Wert der Digitalkamera lässt der Grad, mit der die Blende geöffnet wird, genau einstellen. Das hat zum einen Einfluss auf den Lichteinfall, aber auch auf die Schärfentiefe. Eine offene Blende (zum Beispiel F=1,8) lässt viel Licht hindurch, erzeugt aber auch weniger Schärfentiefe beziehungsweise mehr Unschärfe. Eine geschlossenere Blende (etwa F=22) sorgt für mehr Schärfentiefe, es kommt aber auch weniger Licht auf den Sensor. Das Bild wird also hierdurch dunkler. Möchte man von seinem Fischen im Aquarium im Prinzip ein Porträt oder eine Nahaufnahme machen, bietet sich eine weiter geöffnete Blende an. Hierbei sollte die Blendenzahl möglichst so gewählt werden, dass das Motiv (der Fisch) scharf abgebildet wird, der Hintergrund jedoch unscharf bleibt. Das schafft ein schönes Bokeh, wie man dieses Phänomen im Fotografen-Jargon nennt, und sorgt für einen tollen Kontrast zwischen Objekt und Hintergrund. Als ersten Richtwert kann man zunächst einmal von einer Blende von 4 ausgehen.

Makrofotografie

Die Makrofotografie ist natürlich besonders interessant, um Details oder kleine Tiere auf einem Bild festzuhalten. Gerade unter Zwerggarnelenhaltern ist daher diese Art der Fotografie sehr beliebt, jedoch sind hier auch einige Punkte zu beachten. Um entsprechende Nahaufnahmen anfertigen zu können, ist zunächst einmal eine passende Kameraausrüstung nötig, wie zum Beispiel ein spezielles Makro-Objektiv, Nahlinsen oder Umkehrringe. Wir gehen jedoch hier weniger auf die Technik, als vielmehr auf die speziellen Gegebenheiten bei der Makrofotografie ein.

Für eine gelungene Nahaufnahme gehen wir so nah wie möglich an ein Objekt heran, um möglichst stark vergrößernd und detailreich abbilden zu können. Leider nimmt dabei die Schärfentiefe deutlich ab beziehungsweise die Unschärfe zu. Der Bereich, in dem das Motiv scharf abgebildet wird, ist in der Makrofotografie mitunter winzig klein. Dieser Umstand sollte dem Fotografen bewusst sein. Man sollte daher den Fokus und den Schärfebereich auf wichtige Elemente des Motives ziehen. Selbst bei kleinen Tieren wie Insekten oder Garnelen und Nanofischen ist es gang und gäbe, zum Beispiel die Augen des jeweiligen Tieres scharf zu stellen.

Makrofoto Garnele

Eine gelungene Makroaufnahme einer Zwerggarnele. Man erkennt gut den geringen Schärfebereich: Die Augen sind scharf gestellt, Fühler und Beine im Vorder- und Hintergrund jedoch nicht mehr. Copyright by Chris Lukhaup.

Das Arbeiten mit der richtigen Blende ist hier das A und O. Ist die Blendenzahl zu niedrig, wird dadurch der Schärfebereich so klein, dass man kaum in der Lage ist, ein Objekt genügend scharf abzubilden. Insofern empfiehlt sich in der Makrofotografie grundsätzlich eine höhere Blendenzahl bei etwa 8 oder 9. Sie sollte aber auch nur so hoch gewählt werden, dass es keine zu starken Defizite in der Belichtung gibt. Hier einen guten Kompromiss zu finden, ist oft ein schmaler Grat, das erfordert etwas Übung und Erfahrung. Grundsätzlich lohnt sich bei Nahaufnahmen das Arbeiten mit einem externen Blitz enorm, der auch bei höheren Blendenzahlen noch genügend Licht liefert.

Zusammenfassung

Als gute Ausgangswerte für das Anfertigen eines Fischporträts haben sich eine Belichtungszeit von ca. 1/100 s, eine Blende F=4 und zunächst ISO und Weißabgleich im Automatikmodus bewährt. Der interne Blitz der Kamera sollte abgestellt sein. Das Kameraformat RAW ist für den ambitionierten Fotografen vorzuziehen. Sollte ein externer Blitz verwendet werden, kann man die ISO zusätzlich auf den untersten Wert von 100 setzen, um so möglichst geringes Bildrauschen zu erhalten. Eine externe Quelle (hier: Blitz) wird dann benötigt, damit genügend Licht zur Verfügung gestellt werden kann.

In der Makrofotografie lohnt sich das Arbeiten mit einem externen Blitz enorm, grundsätzlich sind hier etwas höhere Blendenwerte (F= 8 oder 9 als Richtwerte) nötig, um bei Nahaufnahmen das Motiv in der nötigen Schärfe abbilden zu können.

Copyright Header-Foto: Chris Lukhaup.