Interview mit André Franken
Vorstellung einer der besten deutschen Aquascaper

André Franken, ein junger Aquariengestalter aus Deutschland, ist jemand, der sich durch seine große Passion für das Thema Aquascaping auszeichnet. Dabei kreiert er Aquascapes auf sehr hohem Niveau und schafft es immer wieder, seine Layouts mit tollen Final Shots auf den Punkt zu bringen.

Bemerkbar macht sich dies auch durch seine sehr erfolgreichen Teilnahmen an nationalen und internationalen Aquascaping Contests wie zum Beispiel dem IAPLC. Er ist einer der wenigen Deutschen, welche eine so hohe Platzierung in diesem Wettbewerb erreicht haben, dass sie zu der Preisverleihung nach Japan eingeladen wurden. Dennoch ist André eine sehr bodenständige und sympathische Person, die sich lieber im Hintergrund hält. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass André Franken (AF) sich bereit erklärt hat, die Fragen von unserem Autor Aram Schneider (AS) zu beantworten. Dafür hat er uns zwei von seinen Arbeiten zur Verfügung gestellt, die wir im Rahmen dieses Artikels genauer vorstellen werden.

Vorstellung und Fragen zum Layout "..." von André Franken

Layout 1

AS: "Was war die Idee hinter diesem Layout, was hat dich inspiriert?"

AF: "Mit der Idee hinter einem Layout ist es im Nachhinein immer so eine Sache: Ich glaube, ich wollte ursprünglich eine Art eingestürzte Höhle bauen. Ist mir das gelungen? Wahrscheinlich eher nicht. Aber das ist gar nicht schlimm, da sich Ideen während der Umsetzung ständig verändern und am Ende etwas herauskommt, was man so niemals geplant hatte. Hauptsache das Layout erzählt nachher eine Geschichte. Die meisten Betrachter werden bei diesem Aquarium wahrscheinlich einen Wald aus Bäumen sehen, deren Stämme aus Stein bestehen. Bäume mit Stämmen aus Stein wäre eigentlich eine ziemlich gute Idee für ein Naturaquarium gewesen ;)"

AS: "Welche Materialien (Hardscape, Bodengrund, Wasserpflanzen) hast du verwendet?"

AF: "Die Steine sind schwarze Pagode und der Bodengrund besteht aus ADA Aquasoil Amazonia. Ich habe die folgenden Pflanzen verwendet: Anubias barteri var. nana 'Petite', Bolbitis heudelotii, Bucephalandra sp. 'Wavy Green', Bucephalandra sp. "Kedagang", Bucephalandra sp. "Theia Green", Cryptocoryne wendtii 'Tropica', Fissidens fontanus, Helanthium tenellum, Hemianthus callitrichoides "Cuba", Marsilea hirsuta, Micranthemum sp. "Montecarlo-3", Microsorum pteropus "Orange Narrow", Microsorum pteropus 'Narrow', Microsorum pteropus 'Trident', Pilotrichaceae sp., Riccardia sp."

AS: "Wie war dein Düngeplan für dieses Aquascape?"

AF: "Ich dünge immer recht reichhaltig. Nitrat gebe ich in Form von Kalium- und Magnesiumnitrat und Phosphat in Form von Kaliumphosphat hinzu. Dazu kommt dann noch ein Mikrodünger für die Spurenelemente."

AS: "In dem Layout sind viele Fluchtpunkte erkennbar und immer kleiner werdende Objekte im Hintergrund. Dies schafft eine enorme räumliche Tiefe. Wie wichtig ist dir Tiefenwirkung im Aquarium?"

AF: "Tiefenwirkung im Aquarium ist sehr wichtig, um dem Aquarium auch im übertragenen Sinne Tiefe zu verleihen ;) Dabei ist es auch irrelevant, ob es sich um ein Diorama oder eher klassisches Naturaquarium handelt. Durch räumliche Tiefe fühlt sich das Aquarium auf einem Foto wie ein dreidimensionaler Raum an, was in meinen Augen wichtig dafür ist, dass man sich als Betrachter auf die Geschichte einlassen kann, die das Aquarium erzählt. Auf der anderen Seite macht es mir aber auch einfach Spaß, mit der Tiefenwirkung zu spielen und so eine kleine Welt im Glas zu basteln."

AS: "Wie viele Fotos waren nötig, bis die Fische in dieser Schwarmposition standen?"

AF: "Das ging bei diesem Aquarium eigentlich relativ zügig. Aber manchmal braucht man tatsächlich einige hundert Fotos bis man die Fische an der Stelle hat, wo man sie gerne hätte. Glücklicherweise ist das aber ja in Zeiten von Digitalfotografie kein Problem mehr. Umso beeindruckender ist es aber, wenn man sich überlegt, wie schwer es in den Anfängen der Naturaquaristik war, mittels analoger Fotografie Fotos der Aquarien zu machen."

AS: "Du hast hier hauptsächlich langsam wachsende Pflanzen verwendet. Warum?"

AF: "Generell machen langsam wachsende Pflanzen das Aquarium natürlich pflegeleichter und vielleicht auch ein wenig berechenbarer. Bei diesem Layout habe ich die langsam wachsenden und niedrigen Pflanzen aber tatsächlich eher aus gestalterischen Gründen verwendet, um die Struktur der Steine heraus zu stellen."

AS: "Inwieweit hat sich die Aufhärtung der Steine bemerkbar gemacht?"

AF: "Gar nicht, da ich meine Wasserwerte nie messe :) Es stimmt aber natürlich, die Steine werden das Wasser wahrscheinlich deutlich aufgehärtet haben. Wenn aber Fische und Pflanzen ausgewählt werden, die nicht unbedingt weiches Wasser benötigen, ist solch eine Aufhärtung in der Regel kein wirkliches Problem."

Vorstellung und Fragen zum Layout "..." von André Franken

Layout 2

AS: "Ich nehme an, dies ist ein Dennerle Scapers Tank?"

AF: "Ja genau, das ist ein 35er Scapers Tank."

AS: "Was unternimmst du, um den Sand so sauber zu behalten wie auf diesem Foto?"

AF: "Die Pflege des Sandes gehört zur wöchentlichen Pflege des Aquariums dazu: Das heißt, Schmutz wird regelmäßig abgesaugt und der Sand der im Laufe der Zeit nach vorne rieselt wird wieder in die hinteren Bereiche des Aquariums geschoben. Von Zeit zu Zeit wechsele ich aber auch schonmal einen Teil des Sandes aus."

AS: "Was sind das für kleine Wurzeln im Vordergrund des Aquariums? Wie hast du diese befestigt?"

AF: "Bei diesem Aquarium habe ich Äste einer Korkenzieherhasel verwendet und mit JBL Haru an die Steine geklebt."

AS: "Wie trimmst du Moose?"

AF :"Mit einer Schere :) Am liebsten, vor allem in kleinen Aquarien, mit einer hochwertigen Federschere."

AS: "Hier sieht man im vorderen Bereich eine Reihe kleiner Kieselsteine auf dem Sand, was für eine erhöhte Detailvielfalt sorgt. Wie wichtig sind für dich Details im Aquascaping?"

AF: "Mit den Details ist es ähnlich wie mit der Tiefenwirkung. Auch Details sind mir sehr wichtig, in erster Linie, weil es mir großen Spaß macht, mit kleinen Steinen und Wurzeln zu spielen. Aber natürlich tragen Details auch dazu bei, dass die erzählte Story plausibler wird."

Interview mit André Franken

AS: "Wie und wann hast du mit dem Hobby Aquascaping angefangen?"

AF: "Mit wirklichem Aquascaping habe ich vor ungefähr sechs Jahren. Ich habe mich aber bereits ein paar Jahre vorher schon sehr für Wasserpflanzen und deren Pflege interessiert. Auf die Komposition hatte ich zu der Zeit aber noch eher weniger Wert gelegt. Ich glaube, ich habe begonnen mich für Pflanzen zu interessieren, als irgendwann kein Platz mehr für neue Fische war. Für die ein oder andere Pflanzen findet sich schließlich immer noch irgendwo ein Platz. Zum Aquascaping kam ich dann wahrscheinlich durch mein generelles Interesse an der japanischen Kultur und an japanischen Gärten auf der einen Seite und meiner Begeisterung für die Natur und Zusammenhänge in der Natur auf der anderen Seite."

AS: "Du bist jetzt neuerdings auch erstmalig Juror in einem Aquascaping Wettbewerb. Wie ist das für dich, mal auf der anderen Seite zu stehen?"

AF: "Ja genau, das war eine sehr spannende Erfahrung! Wie du schon sagst, habe ich ja vorher Contests nur von der Teilnehmerseite aus erlebt. Ich habe solche Wettbewerbe schon immer als eine sehr wertvolle Seite unseres Hobbies betrachtet. Zum einen motiviert die bevorstehende Teilnahme an einem Wettbewerb jeden Teilnehmer dazu, das bestmögliche aus seinem Aquarium herauszuholen und das Aquarium bestmöglich zu präsentieren. Manchmal kommt erst dadurch zu Tage, wie wundervoll ein Aquarium wirklich gelungen ist und welches Potential in dem jeweiligen Layout steckt. Zum anderen bieten solche Wettbewerbe eine hervorragende Möglichkeit sein Werk einem Publikum zu präsentieren und damit eine tolle Möglichkeit der Interaktion und Inspiration – und das ganz unabhängig von der erreichten Platzierung, die letzten Endes ganz nebensächlich wird. Aber zurück zur Jury-Sicht: Tatsächlich erkennt man erst aus dieser Sicht die Macht des ersten Eindrucks und wie nebensächlich manche Details sind, die man aus Teilnehmersicht für extrem wichtig hält; wichtig ist, dass ein Layout eine Story erzählt, die am Ende überzeugt. Wenn das der Fall ist, ist es sowas von egal ob jetzt die neuste rote oder noch rötere Pflanze verwendet wurde oder der tollste Stein auch ja so positioniert wurde, wie es einem der Goldene Schnitt vermeintlich vorschreibt."

AS: "Wenn Du dich für einen schönen Stein oder für eine schöne Wasserpflanzen entscheiden müsstest, was würdest du nehmen?"

AF: "Das ist tatsächlich eine gute Frage. Ich würde das nehmen, worum sich eine Geschichte (wie wichtig mir Geschichten sind, ist wahrscheinlich inzwischen aufgefallen; ich hoffe ich nerve noch niemanden damit :) ) erzählen lässt. Das kann ein Fisch sein, ein Stein oder eben auch eine Pflanze. In der Regel würde ich mich aber wahrscheinlich für den Stein entscheiden. Wobei: ein (einzelner) Stein macht (meist) noch kein Iwagumi. Das würde für die Pflanze sprechen, die ließe sich vermehren ;)"

Bildquelle für sämtliche Fotos im Artikel: André Franken