Manchmal werden an Wasserpflanzen seltsame Löcher entdeckt oder ganze Triebe sind plötzlich ‚entlaubt‘, sodass nur nackte Stängel zurückbleiben – ein Phänomen, das vor allem bei Moosen, Bodendeckern oder feinfiedrigen Aquarienpflanzen auftritt. Die erste Vermutung ist dann meist, dass die Pflanze unter einer Mangelerscheinung leidet. Dies ist aber nicht immer der Fall. Auch pflanzenfressende Tiere können die Schäden hervorgerufen haben.
Fraßschäden an großblättrigen Wasserpflanzen

Ein typisches Beispiel ist es, wenn in einem Gesellschafts- oder Südamerika-Aquarium Harnischwelse wie der Blaue Antennenwels zusammen mit großblättrigen Wasserpflanzen der Sorte Echinodorus zusammen gehalten werden. Mangelt es den Welsen an pflanzlicher Nahrung, kann es durchaus sein, dass diese dann die Blätter der Echinodorus-Pflanzen anfressen. Oft äußerst sich das dann durch zerlöcherte Blätter, deren Oberfläche aufgerauht und zerfasert wirken. DIe Löcher sind jedoch nicht klar abgegrenzt und kreisrund, sondern besitzen eher fransige Ränder. Oft werden diese Schäden dann für eine Mangelerscheinung gehalten und die Ursache dann in unzureichender Pflanzenernährung gesucht. Löcher bedingt durch Nähstoffmangel sind aber in der Regel mit einer klaren Struktur und weniger zerfranst. Die Abgrenzung zwischen Loch und Blatt ist viel deutlicher, als bei einem Fraßschaden. Teilweise liegt um das Loch dann eine ringförmige hellere Verfärbung vor (siehe Foto unten); dies ist dann ein Nährstoffmangel.

Löcher in den Blättern, hier keine Fraßschädigung, sondern Mangelerscheinung.
Algenbefall und Fraßspuren
Ein typisches Beispiel für die Kombination aus Fraßschäden und Algenbefall ist das Auftreten von Pelzalgen oder Fusselalgen, die sich auf den Blättern von Wasserpflanzen ansiedeln. Ein ähnlicher Effekt kann auch bei Punktalgen oder allgemeinen Algenbelägen auftreten. Algenfresser im Aquarium, besonders Amanogarnelen, beginnen damit, die Algen von den Blättern abzuweiden. Handelt es sich um Pflanzen mit weichen Blättern, werden diese durch die Scheren der Garnelen in Mitleidenschaft gezogen, sodass die Blätter durchlöchert oder sogar teilweise mitverzehrt werden.

Vor allem Arten wie Hydrocotyle tripartita oder rotblättrige Stängelpflanzen wie Alternanthera reineckii 'Mini' sind häufig betroffene Arten. Diese Fraßschäden sind von den Algenfressenden gar nicht in böser Absicht erzielt worden, haben es die Tiere doch auf die Algen auf den Blättern abgesehen. Die durchlöcherten Pflanzen sind dann eher Kollateralschäden. Hartblättrige Arten wie etwa Anubias sind davon fast nie betroffen, da sie das Abweiden der Garnelen aushalten können.
Das Zusammenspiel von Mangelerscheinungen und Fraßspuren
Gar nicht so selten tritt im Aquarium sogar das Phänomen auf, dass eine Wasserpflanze unter bestimmten Mangelerscheinungen leidet. Oft zeige sich diese als kleine Löcher oder andersartige Nekrosen in den Blätter, welche durch einen Mangel an Kohlenstoff oder Makronährstoffen hervorgerufen werden. Die bereits bestehenden kleinen Schäden bemerkt man eventuell erst einmal gar nicht, wohl aber bemerken pflanzenfressende Tiere sie. Diese setzen an den Löchern der Blätter nun an, um von dort aus die Blätter zu fressen. Dadurch entstehen noch größere Löcher und Schäden, die nun deutlich ausgefranster aussehen. Teilweise bleibt von den Blättern dadurch nur noch das Gerippe übrig. Spätestens jetzt wird der Schaden deutlich sichtbar, kann aber nicht eindeutig zugeordnet werden.
Fische

Quelle und Copyright: Dances - Eigenes Werk über Wiki Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0.
Sind in einem Aquarium feine Bodendecker (wie etwa Hemianthus-Arten) oder feinfiedrige Moose vorhanden, wundert man sich manchmal über deren schlechtes Wuchsbild. Die Pflanzen wirken verkümmert und teilweise sind nur kleine nackte Stängel ohne Blattwerk zu sehen. Dann wird dies für eine Mangelerscheinung gehalten. Sind jedoch bestimmte Zierfische oder eine Überpopulation an Garnelen vorhanden, können diese die Pflanzen geschädigt haben. Hierzu zählen vor allem algenfressende Tiere wie Pinselalgenfresser, Netzpinselalgenfresser, oder Saugbarben-Arten (z.B. Garra rufa). Häufig werden diese Fische als Nutztiere angeschafft, um Pinselalgen oder Fadenalgen zu fressen. Meist hat man diese Aquarienbewohner nicht in Verdacht, dass sie auch Pflanzen fressen, da man sie fast nie in flagranti erwischt. Erfahrungsberichte bestätigen jedoch die Vorfälle, ebenso A/B-Vergleiche, wenn man solche Pflanzenaquarien unter gleichen Bedingungen dann ohne diese Tiere hält. Die feinfiedrigen Pflanzen erholen sich ohne diesen tierischen Besatz wieder.
Schnecken an Javafarnspitzen

Copyright by Roland Emmenlauer
Die Triebspitzen von Javafarnen fallen dadurch auf, dass sie optisch einen anderen Grünton haben, als das restliche Blatt des Farnes. Vorne an der Spitze ist das Grün dunkler und transparenter. Wahrscheinlich ist das Gewebe in dieser Wachstumszone auch etwas weicher als beim restlichen Teil des Blattes. Einige Schnecken-Arten wie zum Beispiel Posthorn-Schnecken können sich bei entsprechendem Nahrungsmangel an diesen Triebspitzen vergreifen und diese anknabbern. Das restliche Gewebe des Blattes ist meist zu hart und wird in Ruhe gelassen. Abhilfe schafft hier eine gezielte Zufütterung der Tiere mit Grünkost oder eine Reduzierung der Schneckenpopulation.
Fraß an Wasserpflanzen vermeiden

Wenn Aquarientiere an Wasserpflanzen gehen, haben sie offensichtlich einen Bedarf an pflanzlicher Nahrung. Oft werden pflanzenfressende Tiere als Nutztiere im Aquarium gehalten, um den Algenwuchs einzudämmen. Darüber hinaus benötigen solche Lebewesen aber auch andere pflanzliche Kost und wenn diese nicht vorliegt, wird sie sich anderweitig genommen. Eine gezielte Zufütterung mit passendem Grünfutter schafft daher Abhilfe. Es ist ein gängiges Mittel in der Aquaristik, entsprechend vorbereitetes Gemüse zu verabreichen. Es kann zum Beispiel überbrühter Spinat, Gurke oder Zucchini in Bio-Qualität gefüttert werden. Das Gemüse sollte unbehandelt und frei von Pestiziden sein. Übrig geblieben Futterreste sollte man nach einigen Stunden entfernen, damit sie nicht das Wasser belasten. Du möchtest mehr über das Thema erfahren? Dann schaue doch mal hier.
Es sei jedoch auch erwähnt, dass einige überwiegend pflanzenfressende Tiere ab und an auch tierische Proteine benötigen. Dazu zählen unter anderen Amanogarnelen oder bestimmte Wels-Arten. Hier kann gut auf Frost- und Lebendfutter zurückgegriffen werden, was jedoch sparsam verfüttert werden sollte.