Was versteht man unter dem Begriff Altwasseraquarium? Was sind dessen Merkmale und worauf ist hierbei zu achten? Auch über die Vor- und Nachteile klären wir in diesem Artikel auf.
Definition des Altwasseraquariums
Ein Altwasseraquarium ist ein Aquarium, in dem sich durch geringe Eingriffe und seltene Wasserwechsel ein langfristig stabiles Milieu mit einer eigenen Mikroflora und Mikrofauna entwickelt. Dabei entsteht ein biologisches Gleichgewicht zwischen Fischen, Pflanzen, Mikroorganismen und Abbauprozessen, das Schadstoffe wie Ammonium und Nitrit selbstständig auf einem niedrigen Niveau hält. Wichtigstes Merkmal eines Altwasseraquariums sind die nie oder selten durchgeführten Wasserwechsel. In der Regel wird nur verdunstetes Wasser nachgefüllt. Solche Aquarien haben oft eine sehr lange Standzeit und eine dementsprechend reife Mikrobiologie mit hoher Aktivität: Bakterien, Infusorien und Kleinstlebewesen zersetzen organisches Material. Im gewissen Sinne ist ein Nährstoffkreislauf vorhanden, denn die Abfallprodukte der Tiere dienen als Nahrung für die Wasserpflanzen. Folglich ist es für ein Altwassersystem wichtig, ausreichend Aquarienpflanzen als Verbraucher und/oder eine entsprechend ausreichende Filterung zu besitzen, um Schadstoffe und Nährstoffspitzen gering zu halten.

Durch wenig Eingriffe wird das Gleichgewicht kaum gestört. Das Ziel eines Altwasseraquariums ist es, ein möglichst naturnahes und selbstregulierendes System zu schaffen, das mit minimalem Pflegeaufwand auskommt und in dem die Bewohner unter stabilen Bedingungen leben.
Pflege eines Altwasseraquariums
Ein Altwasseraquarium zeichnet sich vor allem durch seine geringe Pflege aus, da regelmäßige Wasserwechsel entfallen. Dennoch kommt man um gewisse Maßnahmen nicht herum, um für ein gesundes Milieu für Tiere und Wasserpflanzen zu sorgen. Denn auch in einem Altwasseraquarium sollten in regelmäßigen Abständen die Scheiben und der Filter gereinigt, sowie anfallender Mulm und Futterreste abgesaugt werden. Auf diese Weise unterstützt man das Ökosystem, um die Last des organischen Abfalls möglichst gering zu halten. Ein entsprechend mit vielen Hochleistungsfiltermedien bestückter Filter wird für ein Aquarium, welches mit Altwasser betrieben wird, sehr zu empfehlen.

Ein regelmäßiges Überprüfen und Messen der Wasserwerte ist wichtig, um rechtzeitig erkennen zu können, ob sich bestimmte Nähr- oder Schadstoffe anreichern. Dazu gehören hochwertige Tröpfchentests der Parameter KH, GH und pH, um allgemeine Wasserwerte abzufragen. Tests für PO4 und NO3 sind wichtig, um die Wasserbelastung einzuschätzen. Sie sind jedoch auch wichtige Pflanzennährstoffe und sollten daher nicht auf Null sinken. Ein vernünftiger Fe-Test rundet die Palette an wichtigen Wassertests ab, um einen weiteres essentielles Nährelement für Aquarienpflanzen kontrollieren zu können.
Damit der Wasserstand im Altwasseraquarium nicht ständig sinkt, sollte man den Grad der Verdunstung minimieren. Das geht zum Beispiel durch eine geschlossene Aquarienabdeckung. Sollte man dennoch Wasser nachfüllen müssen, ist hierfür am besten demineralisiertes Wasser geeignet. Denn verwendet man für diesen Zweck Leitungswasser, welches über eine gewisse Härte verfügt, steigt somit im Aquarium über die Zeit die Härte und auch der pH-Wert an. Dies ist nicht erwünscht und sorgt langfristig für instabile Gegebenheiten.
Um die Wasserbelastung im Sinne des Redox-Potentials ohne Wasserwechsel im Rahmen zu halten, eignen sich spezielle aktiven Sauerstoff produzierende Technikgeräte wie etwa ein Oxydator oder ein Twinstar Sterilisator. Diese bauen durch ihre speziellen Sauerstoffformen organische Schadstoffe ab und können für ein Altwasseraquarium sehr hilfreich sein.
Vor- und Nachteile eines Altwasseraquariums

Ob ein Altwasseraquarium das Richtige für einen ist, muss natürlich jeder selber für sich entscheiden. Grundsätzlich ist diese Form der Aquaristik eher für fortgeschrittene Aquarianer*innen zu empfehlen, da man schon ein wenig von Wasserchemie verstehen sollte, um die Prozesse solch eines Ökosystems zu verstehen.
Vorteile
Da ständig eine starke Population an Mikroorganismen und Bakterien aktiv ist, stabilisiert sich das Becken langfristig. pH, GH und KH verändern sich nur langsam. Ein Altwasseraquarium ist also ideal für empfindliche Arten, die Schwankungen schlecht vertragen. Denn dieses System erzeugt weniger Stress für die Tiere, da keine abrupten Wasserwertänderungen durch häufige Wasserwechsel stattfinden. So können zum Beispiel Garnelen und manche Labyrinthfische und Zwergbuntbarsche davon profitieren.
In einem Altwasseraquasrium herrscht ein natürliches biologisches Gleichgewicht mit einer hohen Dichte an Biofilmen und Infusorien. Dies ist zum Beispiel vorteilhaft für den Nachwuchs von Garnelen, für sich von Aufwuchs ernährenden Fischen wie etwa Welse und die Aufzucht von Jungtieren.
Der größte Vorteil ist der geringere Wartungsaufwand, denn Wasserwechsel fallen weg oder werden stark reduziert. Es wird lediglich Verdunstungswasser ergänzt, was sich aber auch automatisieren lässt.
Das Altwasser bekommt mit der Zeit eine natürliche Wasserfärbung, denn Huminstoffe reichern sich an und färben das Wasser leicht bräunlich. Diese Huminstoffe wirken antibakteriell und beruhigend. Sie fördern das Wohlbefinden vieler Schwarzwasser- oder Weichwasserarten von Zierfischen.
Nachteile eines Altwasseraquariums
In einem Altwasseraquarium besteht die Gefahr der Anhäufung bestimmter Stoffe, da diese nicht durch Wasserwechsel aus dem Aquarienwasser entfernt werden. Dazu gehören zum Beispiel Nitrat, Phosphat als Endprodukte organischer Belastungen, aber auch Fette und Proteine. Hier können die Konzentrationen sich mit der Zeit anhäufen. Dies kann langfristig zu Problemen mit Algen oder der Wasserqualität führen, wenn das System nicht wirklich stabil ist. Auch bestehen höhere Anforderungen an die Balance des Ökopsystems, ein Altwasserbecken verzeiht Fehler weniger als ein klassisches Aquarium. Gerade das Thema Überfütterung oder Überbesatz destabilisieren recht schnell.
Ein Altwasseraquarium ist nicht für alle Fischarten geeignet. Arten, die klares, sauberes oder strömungsreiches Wasser benötigen, leiden oft darunter. Vor allem in Aufzuchtbecken für viele Zierfischarten werden regelmäßige Wasserwechsel benötigt, um die Wasserbelastung gering zu halten.
In einem Altwasserbecken ist auch ein pH-Sturz möglich. Da die KH mit der Zeit durch biologische Prozesse sinkt, kann es zu gefährlichen pH-Abfällen kommen. Besonders kritisch ist dies in sehr weichem Wasser. Dies ist einer der Gründe, warum in solch einem Aquarium regelmäßige Testungen erforderlich sind, um Parameter wie pH und KH gut beobachten zu können.
Fazit
Ein Altwasseraquarium ist eine spezielle Form der Aquarienhaltung, die bewusst auf Frischwasserzugaben verzichtet. Wie bereits erwähnt, sind ausreichende Kenntnisse über Aquaristik und Wasserchemie zu erlangen, um ein Altwasseraquarium erfolgreich betreiben zu können. Für Anfänger und auch Aquarianer*innen, die es weniger kompliziert haben möchten, sei ein Aquarium, das mit regelmäßigen Wasserwechseln gepflegt wird eher zu empfehlen. Zwar ist dieser etwas aufwendiger, stabilisiert aber auf einfache Weise das System.