Das Schwarzwasseraquarium
Ein Biotop-Aquarium mit Weichwasserwerten

Wer kennt sie nicht, die Biotop-Aquarien mit braunem Wasser, in denen seltene weichwasserliebende Zierfische gehalten werden. Was genau ist ein Schwarzwasseraquarium und was gilt es dabei zu beachten? Dieser Beitrag gibt dir die richtigen Tipps zu diesem Thema.

Ein Schwarzwasseraquarium ist ein besonderes Biotopaquarium, welches die Bedingungen bestimmter tropischer Gewässer nachbildet, deren Wasser die typische dunkle Färbung aufweist (daher auch die Namensgebung). Die bräunliche Färbung entsteht durch die Abgabe von Humin- und Gerbstoffen aus natürlichen Bestandteilen wie etwa Hölzern und Blättern. In der natürlichen Umgebung ist Schwarzwasser außerdem sehr weich, extrem sauer und besitzt nur wenig gelöste Salze. Messwerte wie ein pH unter 5 und ein geringer Leitwert tiefer als 10 µS/cm sind in solchen Biotopen typisch. Es hat zudem keine nachweisbare Karbonathärte (KH). Ein Puffersystem, welches den pH-Wert stützt, funktioniert hier auf eine andere Weise. Der pH-Puffer wird bei Schwarzwasser durch Huminsäuren gebildet, die beim Verrotten von den zahlreichen Pflanzenteilen entstehen, die in das Wasser gefallen sind. So kann der pH-Wert in solchen Gewässern auf Werte von unter 5 fallen, aber dennoch gleichzeitig stabil sein.

Schwarzwasserbiotop

In Schwarzwasseraquarien werden Zierfische gehalten, die diese speziellen Wasserbedingungen für ihre Gesundheit und vor allem für eine erfolgreiche Vermehrung benötigen. Beispielhaft genannt sind Neons oder andere Salmer aus Südamerika, aber auch Schokoladenguramis oder Kampffische aus Südostasien.

Schwarzwasser herstellen

Die Merkmale von Schwarzwasser sind ein saurer pH, eine sehr geringe Karbonathärte, die bräunliche Färbung des Wassers und natürlich die Huminstoffe. Um solches Wasser für seine Zierfische produzieren zu können, bedarf es einer spezielle Wasseraufbereitung oder -filterung. Eine altbewährte Methode ist die Filterung über Torf. Diese passt die Wasserparameter wie den pH-Wert dementsprechend an und sorgt auch für die entsprechende Braunfärbung des Wassers. Das Produzieren von salzarmem Wasser mittels einer Umkehrosmose-Anlage, sowie die Verwendung von Huminstoffpräparaten ist ebenfalls eine gängige Methode. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, denn zu weiche und saure Wasserwerte können einen Säuresturz erzeugen, wenn der pH-Wert zu stark absinkt. Der Aquarianer sollte hierbei für Stabilität sorgen, eine Zugabe von einem Huminstoffpräparat ist daher von besonderer Wichtigkeit.

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Auch über andere Naturprodukte kann man Huminstoffe zugeben und eine Braunfärbung erreichen. Hierzu zählen insbesondere Aquarienwurzeln, Erlenzapfen, teilweise Soil-Bodengrund und die Blätter des Seemandelbaumes. DIe Abgabe erfolgt hierbei jedoch mitunter unsteter als bei der gezielten Zugabe mit einem flüssigem Huminstoffpräparat. Dieses lässt sich auch wesentlich leichter zuführen. Um die Braunfärbung aufrecht zu erhalten, ist eine regelmäßige Nachdosierung nötig, etwa jede Woche nach einem Wasserwechsel.

Zur Dekoration eines Schwarzwasseraquarium sind aber Wurzelhölzer, Erlenzapfen und Laub dennoch wichtige Elemente zur Gestaltung einer naturnahen Umgebung. Da das braune Wasser viel Licht schluckt, können als Bepflanzung robuste Schattenpflanzen verwendet werden, die mit den Parametern zurecht. Ein Schwarzwasseraquarium kann aber auch durchaus unbepflanzt bleiben, ähnlich wie in der freien Natur. Ein eher sandiger Bodengrund und wenige rundliche Steine können das Gesamtbild stimmig abrunden.

Huminsäuren dienen als Puffer

Anteile der Kohlesaeureformen

Urheber des Bildes: Johannes Kalliauer - Eigenes Werk über Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0, Quellennachweis.

In der Regel dient in der Aquaristik das sogenannte Kalk-Kohlensäuregleichgewicht, welches gewisse Abhängigkeiten zwischen Kohlensäure, Kohlendioxid und Calciumcarbonat beschreibt, als Puffersystem zur Stabilisierung des pH-Wertes. Aber auch andere Stoffe können hierbei eine Rolle spielen und als pH-Puffer fungieren, wie etwa der Phosphatgehalt des Wassers. Nach dem Vorbild der Natur können aber auch Huminsäuren verwendet werden, die jedoch nicht im Leitungswasser vorkommen und daher zusätzlich eingebracht werden müssen. Denn durch die Präsenz von Huminsäuren im Wasser etabliert sich ein weiteres Puffersystem, welches den pH-Wert auch deutlich weiter unten abpuffern kann als der Puffer, welcher auf dem Kalk-Kohlensäuregleichgewicht basiert. Selbst wenn eine gegen Null strebende Karbonathärte vorhanden ist, sind durch die Huminsäuren ein stabiler pH-Wert bis etwa 4,5 umsetzbar. Die Gefahr eines Säuresturzes ist dann durch den Einsatz von zum Beispiel Torf und den darin enthaltenen Huminsäuren gering, da diese als Puffer fungieren.
Insbesondere für sehr weichwasserliebende Zierfische und Wirbellose, die etwa eine Einspeisung von CO2 nicht gut vertragen, ist daher eine Torffilterung oder andere Huminstoffezugabe eine sehr gute Lösung. Darunter fallen zum Beispiel Diskusfische.

Weitere Eigenschaften von Huminstoffen

Mittlerweile ist bekannt, dass Huminstoffe im Aquarienwasser direkte und auch indirekte Auswirkungen auf die Insassen eines Aquariums haben. Dies ist heutzutage sogar wissenschaftlich belegt.

In der freien Natur spielen Huminstoffe eine immens wichtige Rolle. Denn in einem Schwarzwasserbiotop sind kaum Mineralien wie Calcium vorhanden, die die Tiere aber für den Skelettaufbau benötigen. Solch eine Umgebung ist eher als lebensfeindlich einzustufen. Nur durch Huminstoffe sind diese Fische dazu in der Lage, diesen wichtigen Mineralien aufzunehmen.. Daher sind Huminstoffe bei der Pflege von Tieren, die aus solchen Schwarzwasserhabitaten stammen, im Aquarium sogar überlebenswichtig, da sie sich sehr stark an die Anwesenheit und Nutzung angepasst haben. Von daher sind Huminstoffe für solche Tiere aus Weichwassergewässern überlebenswichtig. Du möchtest mehr zum Thema Huminstoffe erfahren? Dann lies hier weiter.