Deine Wasserpflanzen wachsen kümmerlich und langsam? Die Echinodorus hinten rechts wird viel zu groß? Für das gezielte Steuern der Wachstumsrate bei Pflanzen im Aquarium gibt es viele verschiedene Gründe. Dies geht sogar in beide Richtungen: mal ist mehr, mal aber auch weniger Wuchs gewünscht.
Es gibt viele Faktoren, die sich positiv oder negativ auf das Wuchstempo bei Aquarienpflanzen auswirken. So begünstigen ein nährstoffreicher Bodengrund oder eine ausreichende Nährstoffzugabe per Flüssigdünger das Wachstum. Auf der anderen können sich Nährstoffmängel bremsend auf das Verhalten und Aussehen von Wasserpflanzen auswirken. Wir zeigen euch in diesem Beitrag, wie man gewisse Faktoren gezielt einsetzen kann.
Steuerung durch den Phosphatgehalt
![Phosphatgehalt]()
Eine recht beliebte Methode unter den Pflanzenaquarianer ist die Limitierung durch PO4. Die ursprüngliche Idee dahinter liegt dem "Poor man's dosing drops" (PMDD)-System zugrunde, welches ursprünglich von Paul L. Sears und Kevin C. Conlin erarbeitet wurde. Die Idee ist es, den Pflanzen alle wichtigen Nährstoffe ausreichend zur Verfügung zu stellen, Phosphat jedoch nur im geringen Umfang. Die Pflanzen wachsen dadurch vor allem langsamer, mitunter auch etwas kleinblättriger. Auch kann es aufgrund des PO4-Mangels bei rötlichen Pflanzen zu einer intensivieren Ausfärbung kommen - der Rotton ist dann deutlicher und geht teilweise ins Pinke (mehr Infos dazu hier). Insgesamt betrachtet ist diese Methode jedoch durchaus brauchbar, da Mangelerscheinungen in Form von Nekrosen kaum auftreten. Die Pflanzen sehen auf jeden Fall recht gesund aus, wachsen aber wie gesagt nicht so zügig.
Limitierung durch CO2
![CO2 Anlage]()
Kohlenstoff ist ein immens wichtiger Nährstoff für gesunden Pflanzenwuchs, selbst für die einfachsten und genügsamsten Pflanzen. War bisher noch keine CO2-Düngung vorhanden, kann dies den Wuchs der Aquarienpflanzen enorm beschleunigen. Aber auch die Vitalität nimmt dann deutlich zu. Die Pflanzen zeigen dann gesündere Farben und sehen kräftiger aus. Durch eine Limiterung von CO2 lässt sich die Wuchsgeschwindigkeit auch etwas abbremsen, soweit es denn gewünscht ist. Hierbei sollte man die Kohlenstoffdüngung nicht ganz aussetzen sondern nur reduzieren, so dass ein türkiser Dauertest (entspricht in etwa 10-15 mg/l CO2) vorliegt. Ganz ideal zum Steuern der Wuchsgeschwindigkeit ist diese Methode nicht unbedingt, denn es sind hierdurch auch Nährstoffmängel (zum Beispiel gelbe Blätter) möglich. Die Pflanzengesundheit nimmt hierdurch leider auch etwas ab. Zwar können einige Pflanzenarten auf biogene Entkalkung ausweichen, besonders gut für die Vitalität und das Aussehen der Pflanzen ist dies jedoch nicht.
Limitierung durch Licht
![Aquarienlicht]()
Durch das Ändern der Helligkeit lässt sich der Wuchs von Aquarienpflanzen recht gut steuern. Wichtig ist aber vor allem bei einer Aufstockung der Beleuchtung, dass sowohl der Nährstoffhaushalt, als auch die Arten und pure Masse der Wasserpflanzen gut zueinander passen. Als Negativbeispiel: das starke Beleuchten einiger weniger Schattenpflanzen ohne gute Flüssigdüngung und CO2-Zugabe führt voraussichtlich nicht zu besserem Wuchs, aber sehr wahrscheinlich zu erhöhtem Algenwachstum.
Eine Reduzierung der Lichtintensität verringert auch den Stoffwechsel der Pflanzen. Frei nach dem Liebigschen Minimumgesetz bildet dann das Licht den limitierenden Faktor. Dies bietet eine gute Möglichkeit zur Verlangsamung der Prozesse im Aquarium, was sich für Abwesenheitszeiten wie etwa einem Urlaub anbietet. Der Nährstoffverbrauch wird dann verringert und in gewissem Maße dann auch der Pflegeaufwand, damit die Pflanzen in der Zeit nicht so häufig zurückschneiden muss.
Über einen längeren Zeitraum betrachtet solltet man bei einer Reduzierung des Lichtes jedoch darauf achten, dass keine Lichtmangelerscheinungen entstehen. Diese zeigen sich vor allem bei Stängelpflanzen durch lange Internodienabstände. Die Pflanzen wachsen denn schneller nach oben, um an mehr Licht zu kommen. Der Wuchs ist dann weniger buschig und kompakt, auch etwa bei Rosettenpflanzen.
Steuerung durch den Bodengrund
![Bodengrund]()
Wie gut sich Aquarienpflanzen über die Wurzeln ernähren können, ist insbesondere für wurzelzehrende Arten das A und O in der Wasserpflanzenaquaristik. Soil-Bodensubstrate spielen hierbei ihre Stärken aus. Teilweise sind Soils derart stark vorgedüngt, dass für eine gewisse Zeit eine Flüssigdüngung gar nicht oder nur sehr wenig nötig ist. Vor allem wurzelzehrende Pflanzen, aber auch Stängelpflanzen profitieren sehr davon und wachsen vor allem in den ersten Wochen ausgesprochen gut. Gerade im Vergleich mit nährstofflosem Sand oder Kies sind hier deutliche Unterschiede zu sehen. Aber auch über längere Zeit bietet Soil dank seiner Kationentauschfähigkeit viele Vorteile für den Wuchs von Aquarienpflanzen. Dies kann teilweise durchaus auch nicht erwünscht sein, denn gerade stark wurzelzehrende Rosettenpflanzen wie etwa Cryptocorynen und Echinodorus können dann riesige Ausmaße annehmen. Mitunter ist solch ein starker und üppiger Pflanzenwuchs gar nicht erwünscht, da sich hierdurch die Pflanzengröße und auch der Pflegeaufwand höher wird.
In diesem Falle ist der Aquarianer besser beraten, einen nicht so starken oder gar nährstofflosen Bodengrund wie etwa Sand oder Kies zu verwenden. Für ein gutes, aber kontrollierteres Wachstum sorgt dann die Kombination mit entsprechender Flüssigdüngung und der Verwendung von Bodengrunddüngern. Letztere können übrigens auch gut verwendet werden, wenn bei Soil die Wirkung nachlässt und man einzelnen Pflanzen wieder gezielt Nährstoffe über die Wurzeln anbieten möchte. Hier lassen sich Nährstofftabletten oder Düngekugeln sehr präzise in Wurzelnähe platzieren, um den Wuchs bestimmter Aquarienpflanzen zu fördern.
Grundsätzlich ist jedoch Wuchskontrolle über den Bodengrund nicht so einfach möglich und nachvollziehbar wie etwa im Vergleich mit einer Flüssigdüngung. Einmal im Bodensubstrat platziert, sind die Nährstoffe verfügbar und können in ihrer Konzentration schwer bis gar nicht mehr verändert werden. Auch auf die Schnelligkeit der Nährstoffabgabe hat man eher keinen Einfluss. Ratsam ist daher eine Kombination aus Boden- und Flüssigdüngung für einen kontrollierten und nachvollziehbaren Wuchs der Aquarienpflanzen.