Aquarium Pflege
Regelmäßige Pflegearbeiten in der Aquaristik

Ein Aquarium ist ein in sich geschlossenes Ökosystem für Fische, Wirbellose und Wasserpflanzen. Hier finden viele verschiedene biologische Prozesse statt, die ineinander greifen und in ihrer Gesamtheit einen ökologischen Kreislauf darstellen. So werden zum Beispiel bestimmte Abfallstoffe der tierischen Bewohner zunächst von Bakterien verarbeitet und abgebaut und zu guter Letzt von den Aquarienpflanzen verwertet (Stickstoffkreislauf). Ein vielfältiger und ausgeglichener Bakterienhaushalt spielt dabei eine große Rolle, genau wie größere Resteverwerter wie nützliche Garnelen und Schnecken. Für ein gesundes und pflegeleichtes Aquarium sind diese Verwerter (Destruenten) besonders wichtig, auch wenn sie oft wesentlich unscheinbarer daherkommen als etwa die bunten Fische. Dennoch bedarf es einiger Hilfe von außen, um das ökologische Gleichgewicht vor allem auf lange Sicht stabil zu halten. Hier muss der Aquarienbesitzer tätig werden und regelmäßig Pflegemaßnahmen durchführen. In diesem Beitrag stellen wir sie nach Art und Umfang genauer vor.

Wasserwechsel

Wasserwechsel

Ein Wasserwechsel dient nicht nur einfach der Frischwasserzufuhr - über den sich die meisten Fischarten übrigens sehr freuen und durch den sie agiler werden. Teilweise kann sogar Ablaich- oder Paarungsverhalten dadurch ausgelöst werden. Neben dem Einbringen von frischem, unbelastetem Wasser wird durch einen Wasserwechsel auch belastetes Wasser entfernt und die Konzentration von unerwünschten Stoffen im Aquarienwasser verringert. Wir empfehlen einen regelmäßigen Wasserwechsel einmal in der Woche, bei dem rund die Hälfte (50%) des Wassers im Aquarium ausgetauscht wird. Nähere Informationen und noch weitere Tipps und Tricks zu diesem Thema findest du in dem Beitrag "Wasserwechsel".

Auch der Betrieb eines Altwasser-Aquariums ist allerdings durchaus möglich. Hier wird kein Wasser gewechselt, sondern lediglich verdunstetes Wasser mit Osmosewasser aufgefüllt. Um die pathogene Belastung im Wasser, den Keimdruck, zu reduzieren, können sterilisierende Geräte wie Twinstar oder UV-C Klärer eingesetzt werden. Fehlende Nährstoffe müssen durch eine gezielte Düngung ergänzt werden.

Reinigungsmaßnahmen

Viele Neueinsteiger haben hier eine falsche Vorstellung im Kopf, und von einigen wird eine Aquarium-Reinigung dann wie folgt praktiziert: Das Aquarium samt Bodengrund und Filter wird regelmäßig (etwa einmal im Monat) gründlich gereinigt und von jeglichem Dreck (Mulm) befreit. Das Bodensubstrat wird mit einem Sauger entmulmt und sämtliche Filtermaterialien werden entweder durch neue ersetzt oder gründlich unter heißem Wasser geputzt.

Mulm

Dabei spielt der Mulm im Aquarium eine entscheidende Rolle für das Ökosystem im Aquarium, da sich darin ein großer Teil der schadstoffabbauenden Bakterien befindet, ebenso im Filterschlamm. Entfernt man nun sämtlichen "Dreck" aus Bodengrund und Filter, geht dadurch ein großer Teil der nützlichen Bakterien verloren. Eine solche Reinigungsmaßnahme kommt daher einem Neustart eines Aquariums gleich, welches sich dann im Prinzip auch neu einfahren muss. Anstiege giftiger Konzentrationen von Ammonium und Nitrit können hierbei die Folge sein, und es kann dadurch sogar zu Verlusten beim Tierbesatz kommen.
Folglich sollte man bei Reinigungsarbeiten im Filter und Bodengrund nicht zu gründlich vorgehen und immer einen Teil des Mulms oder Filterschlamms im Aquarium belassen. Im Idealfall brauchen diese Maßnahmen nur sehr selten durchgeführt werden, etwa wenn zu viel sichtbarer Mulm am Bodengrund enstanden ist (den man dann aber auch gezielt mit einem Schlauch absaugen kann) oder wenn der Durchfluss des Filters durch zuviel Filterschlamm gestört wird. Ist das der Fall, so sollte man die Vorfiltermaterialen wie Watte oder Schwamm sanft unter lauwarmen, fließenden Wasser ausdrücken und diese anschießend wiederverwenden. So bleibt ein Teil der Bakterienkultur noch intakt. Eine komplette Erneuerung des Materiales ist nicht notwendig. Meist sind diese Arbeiten nur selten, sprich alle paar Monate, nötig.

Garnelen

Übrigens können Mulm- und Resteverwerter wie Schnecken und Garnelen die Pflegearbeiten erleichtern. Sie verwandeln größeren Abfall wie Futterreste, Aas und abgestorbene Pflanzenteile in kleineren Mulm um, welcher dann besser von den Bakterien verwertet werden kann. Sämtliche Oberflächen, auf denen sich sonst Dreck ansammelt, sehen dank der Putztruppe deutlich sauberer aus.

Scheibenreinigung

dreckige Aquarienscheiben

Nichts stört mehr beim Betrachten eines Aquariums als dreckige Scheiben, welche die Sicht trüben. Insofern ist die regelmäßige Reinigung der Aquarienscheiben, sowohl innen als auch außen, eine sinnige Pflegemaßnahme. Viele empfinden diese Wartungsarbeiten als sehr lästig. Darum ist es eine enorme Erleichtung, wenn man auf gut geeignete Hilfsmittel setzen kann, die die Scheibenreinigung vereinfachen.

Vor allem abhängig von der Beleuchtungsstärke, der Bepflanzung und dem Nährstoffhaushalt im Aquarienwasser entstehen an den Innenscheiben sichtbare Beläge, welche meist aus verschiedenen Algenarten bestehen. Dies können zum Beispiel braune Kieselalgen sein, weiche grüne Algenbeläge oder härtere Punktalgen. Auch hier ist es zunächst einmal sehr förderlich, wenn man den Algen genügend Fressfeinde als Gegenmaßnahme entgegensetzt. Renn- und Geweihschnecken zum Beispiel sind ideale Vernichter von Algenbelägen, nicht nur auf den Scheiben, sondern auch auf Pflanzenblättern und Dekoration im Aquarium. Aber auch Garnelen wie die algenfressende Amanogarnele oder die diversen Zwerggarnelenarten weiden unermüdlich die Beläge ab. Ist ein genügend hoher Besatz an Fressfeinden vorhanden, reduziert dies den Aufwand für die Scheibenreinigung seitens des Aquarienbesitzers schon einmal deutlich. Im Idealfall müssen die Scheiben von innen gar nicht mehr oder nur noch sehr selten geputzt werden. Bei immer wiederkehrendem Algenbefall empfiehlt sich eine regelmäßige Reinigung, wie etwa einmal in der Woche. Idealerweise verbindet man diese Arbeit mit dem ohnehin fälligen Wasserwechsel.

Klingenreiniger

Für die Reinigung der Aquarienscheiben sind verschiedene Hilfswerkzeuge erhältlich. Klingenreiniger, mit oder ohne Teleskopstab-Verlängerung, sind für alle Arten von Belägen das richtige Werkzeug. Selbst harte Punktalgen oder sogar Kalkränder lassen sich mit einer scharfen Klinge spielend leicht abschaben. Für Biofilme mit eher fluffigen Kieselalgen oder für weichere grüne Algenbeläge eignen sich hervorragend Schwämme wie der Joest Reinigungsschwamm BlueWave oder die Seachem Algae Pads.

Auch die Außenseiten des Aquariums sollten ab und an von Flecken und Fingerabdrücken befreit werden. Dies kann mit einem Glasreiniger aus dem Drogeriebedarf geschehen. Weitere Hinweise dazu findest du im Artikel "Aquarium reinigen" ganz unten im letzten Kapitel "Scheibenreinigung im laufenden Betrieb".

Pflanzen gärtnern

Vor allem, wenn viele schnellwachsende Wasserpflanzen wie zum Beispiel Stängelpflanzen verwendet werden, die dank üppiger Düngung und Starklicht ideale Wuchsbedingungen vorfinden, ist im Aquarium ein regelmäßiger Rückschnitt sinnvoll, damit schnellwachsende Arten nicht zu dominant werden und alles andere überwuchern. Langsamer wachsende Pflanzengruppen werden dann abgeschattet und können kümmern. Auch aus der Sicht eines Aquascapers ist ein regelmäßiges Trimmen aus ästhetischen Gründen eine wichtige Aufgabe, damit das Aquarien-Layout gut in Form bleibt.

Ausläuferpflanze kürzen

Zum Rückschnitt von Aquarienpflanzen eignen sich spezielle Scheren fürs Aquascaping deutlich besser als Bastelscheren und Co. Für jede Einsatzmöglichkeit gibt es besonders gut geeignete Scherenmodelle, so eignen sich Spring Scissors oder Wave Cutter optimal für das Trimmen von Bodendeckern. Einen genauen Überblick über die verschiedenen Scheren im Aquascaping erhältst du hier.

Nach größeren Schneidearbeiten sammeln sich recht viele Pflanzenreste an der Wasseroberfläche eines Aquariums. Diese wieder vollständig zu entfernen, ist eine lästige, aber notwendige Arbeit. In dem Artikel "Pflanzenrückschnitt effektiv entfernen" stellen wir eine praktische Lösung vor, die dir das mühselige Herauskeschern der letzten Schnipsel vereinfacht.

Futter

Fischfütterung

Natürlich brauchen die Bewohner eines Aquariums wie Zierfische, Schnecken und Garnelen auch Nahrung. Die Fütterung der Tiere nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und die Futterzugabe stellt immer ein optisches Highlight dar: das Betrachten der Tiere bei der Nahrungsaufnahme. Wichtig ist eine artgerechte und eher sparsame Fütterung. Dazu haben wir in unserer Aquascaping Wiki einen passenden Ratgeber zusammengestellt. Es ist besser, die Tiere nicht zu überfüttern und somit das Ökosystem im Aquarium nicht zu stark zu belasten. Einige Fastentage in der Woche sind sogar gesund. Vor allem für Aufwuchsfresser ist im Aquarium auch immer etwas Nahrung vorhanden, etwa in Form von Biofilmen und Kleinstlebewesen. Damit überstehen Fische, Garnelen und Co. auch eine längere Abwesenheit des Besitzers ohne Probleme.

Wasserpflanzen düngen

Ein Aquarium düngen

Vor allem Aquascapes oder andere bepflanzte Aquarien profitieren von einer Düngung der Wasserpflanzen. Aquarium-Pflanzen benötigen eine breite Palette an Nährstoffen, dazu gehören zum Beispiel Licht, Kohlenstoff über eine CO2-Zufuhr, Mikro- und Makronährstoffe. Tatsächlich klingt das nach mehr Aufwand, als es eigentlich ist. Die Beleuchtung und eine Mehrweg-CO2-Anlage mit Nachtabschaltung können automatisiert über eine Zeitschaltuhr gesteuert werden. Hier braucht der Aquarienbesitzer keine aufwendigen Arbeiten durchführen, außer ab und an die Technik zu kontrollieren, eventuell etwas nachzujustieren oder leere CO2-Flaschen nachzufüllen. Verwendet man ein entsprechend großes Gebinde (etwa eine 2 kg-Flasche), ist dies eine Wartungsmaßnahme, die nur alle paar Monate anfällt.

Etwas aufwendiger kann eine Düngung der Wasserpflanzen per Flüssigdüngerzugabe sein. Je nach Anspruch der Aquarienpflanzen und der technischen Ausstattung des Aquariums reicht eine Wochendüngung aus. Bei einem Starklicht-System mit vielen und stark zehrenden Pflanzen ist eine Tagesdüngung empfehlenswerter. Auch wenn dieser Vorgang nur wenige Minuten dauert, ist eine regelmäßige Gabe sehr wichtig. Auch die Düngung im Aquarium lässt sich durch eine automatisierte Zugabe mittels programmierbarer Dosierpumpen erleichtern.

Wieviel Zeit für die Aquarienpflege?

Das tägliche Düngen, ein kontrollierender Blick ins Aquarium und die Versorgung der Fische kostet vielleicht etwas Überwindung, der tatsächliche Aufwand beträgt aber nur wenige Minuten am Tag. Veranschlagen kann man für diese Maßnahmen etwa 5 Minuten.

Etwas mehr Zeit nehmen sollte man sich für den wöchentlichen Wasserwechsel. Am besten lässt sich dieser mit der Scheibenreinigung, dem Pflanzenrückschnitt und gegebenenfalls dem Absaugen von Mulm kombinieren. Dreck, Pflanzenreste und Schwebeteilchen lassen sich hervorragend beim Absaugen des Altwassers mit entfernen. Steht der Filter einmal still, kann man parallel zum Wasserwechsel auch eine Filterwartung durchführen.

Je nach Größe des Aquariums und Anspruch des Aquarianers bezüglich der Sauberkeit und Ästhetik können diese intensiveren Arbeiten durchaus mehrere Stunden betragen. Für ein einfaches Standard-Aquarium mit einigen Wasserpflanzen sind jedoch in der Regel ca. 30 Minuten ausreichend. Auch hier dauert es tatsächlich oft länger, bis man sich dazu überwunden hat, die Pflegemaßnahmen zu beginnen, als der tatsächliche Aufwand.

Arbeiten im und am Aquarium mögen zwar lästig erscheinen, haben aber auch etwas Meditatives. Und schließlich wird man als Aquarienbesitzer ja zu guter Letzt auch belohnt: Durch ein sauberes und ansehnliches Aquarium, welches man nach getaner Arbeit wieder in vollen Zügen genießen kann.

Sauberes Aquarium